Das Fasten und seine Geistlichkeit

Von Papst Shenouda III.


Das Fasten ist nicht nur eine körperliche Tugend.
Es ist nicht nur die Enthaltsamkeit gegenüber Nahrung für eine gewisse Zeit in dem Sinne, dass man keine Nahrung mit tierischem Fett zu sich nimmt. Im Fasten liegt auch ein geistliches Element.

 

Das erste geistliche Element ist die Kontrolle des Wissens.
Mit demselben Willen, mit dem die Nahrungsaufnahme reguliert wird, kann man auch seine Sprache beherrschen, indem man keine unpassenden Ausdrücke benutzt, ebenso wie man seine Gedanken und Gefühle unter Kontrolle halten kann. Mar Isaak sagte: „Die Enthaltsamkeit der Zunge ist besser als die Enthaltsamkeit des Mundes; und die Enthaltsamkeit des Herzens ist besser als beides.“

 

Das zweite Element im geistlichen Fasten ist die Reue:
Im Fasten von Ninive sehen wir, dass die Menschen sich nicht nur des Essens enthielten, sondern „jeder wandte sich vom Weg des Bösen ab und von der Gewalttätigkeit, die in seinen Händen war“. Gott schaut mehr auf die Reue als auf das Fasten. „Gott sah, dass sie sich von ihren bösen Treiben abwandten. Da tat es ihm leid, sie zu vernichten, und er führte seine Drohung nicht aus“ (Jona 3, 8 – 10).


So muss das Fasten begleitet sein vor der Demut vor Gott.
So muss das Fasten begleitet sein vor der Demut vor Gott, so wie es auch offenbar wurde im Fasten der Menschen von Ninive. Sie bedeckten ihren Körper mit Sackleinen und setzten sich in Asche. Deutlich wird das auch in Joel: „Ruft einen Fasttag aus, ordnet einen Bußgottesdienst an! Versammelt das Volk! Selbst die Brautleute sollen aus der Hochzeitskammer kommen! Die Priester, die Diener des Herrn, sollen auf dem Platz zwischen Tempel und Altar weinen und beten: Herr, habe Erbarmen mit deinem Volk!“ (Joel 2, 15 – 17).

 

Fasten bedeutet nicht nur, dem Körper die Nahrung vorzuhalten, hinzu kommen muss eine positive Seite, nämlich die Ernährung des Geistes.
Daher ist Fasten mit dem Gebet verbunden wie in den Gebeten der Kirche, und wie wir es vom Fasten in der Bibel bei Nehemia, Esra, Daniel und den Leuten von Ninive kennen. Das wird deutlich in dem Ausspruch: „Ordnet einen Bußgottesdienst an!“.

 

Es ist ein geistliches Vorrecht, den Körper abzutöten, um den Geist zu erhöhen:
Das Abtöten des Körpers ist nur ein Mittel, das Ziel dagegen ist, den Geist zu erhöhen durch Gebet, Meditation, durch Lesen und all die Mittel der Gnade, weit entfernt von den Hindernissen, die der Körper darstellt. Erinnern wir uns daran, dass Gott das Fasten, das nicht geistlich ist, zurückweist.

 

Erinnern wir uns daran, dass Gott das Fasten, das nicht geistlich ist, zurückweist, wie das Fasten der Heuchler (Matthäus 6, 2), der Pharisäer (Lukas 18, 11) und die falsche Art des Fastens, die bei Jesaja beschrieben wird (Jesaja 58, 3 – 7).