Die kirchlichen Sakramente im Ritus der Koptisch-Orthodoxen Kirche


Die Sakramente sind in der koptischen Kirche Mysterien oder himmlische Gaben, die nur von Bischöfen und Priestern gespendet werden dürfen, denn die koptische Kirche ist eine apostolische (traditionelle) Kirche. Durch die Bibel, durch Erklärungen der Kirchenväter sind die Macht und die Wirkung dieser heiligen Mysterien erwiesen worden.

 

Die Koptische Kirche kennt 7 Sakramente :

  1. die Taufe
  2. die heilige Myronsalbung (Firmung)
  3. die heilige Eucharistie
  4. die Busse oder Beichte
  5. die Krankensalbung
  6. die Ehe
  7. die Priesterweihe

 

Die ersten vier Sakramente sind eine Notwendigkeit für jeden Gläubigen. Ehe und Priesterweihe sind nötig für das Wachstum und den Dienst in der Kirche. An einem Tag kann ein Kind getauft, mit Chrisam (Myron) gesalbt wird und zum ersten Mal das Heilige Abendmahl empfangen.

 

1) Die Taufe im Ritus der Koptisch-Orthodoxen Kirche

 

Die Taufe ist das erste Sakrament oder das Tor zu den anderen sieben Sakramenten. Getauft werden bedeutet, mit Christus zu sterben und mit ihm aufzuerstehen: "Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein."(Römer 6, 3-5) Wir gehen durch das Wasser wie Christus durch das Grab. Dieses Begrabenwerden erfordert das Untertauchen im Wasser. Der Täufling wird mit dem ganzen Körper dreimal untergetaucht, weil Christus drei Tage im Grab gelegen hat, und auch im Namen der Dreifaltigkeit. Der Tod des Menschen in der Taufe ist eigentlich der Tod des alten Menschen, und sein Herauskommen aus dem Taufbad versinnbildlicht den neuen Menschen, das Ebenbild Gottes. Im Taufwasser wird das mit der Erbsünde befleckte Menschenkind untergetaucht und auferweckt als Kind Gottes, denn es hat durch die Taufe die Gnade der Sohnschaft erhalten. Wie einst der Gottesgeist vor der Schöpfung über den Wassern schwebte und dadurch die Erschaffung aller Lebewesen möglich wurde, so bewirkt der Heilige Geist durch das Taufwasser eine neue Natur für den Täufling.

Neben der Taufe mit Wasser kennt die koptische Kirche auch die Bluttaufe: in der koptischen Geschichte gibt es viele Martyrer, die um Christi willen getötet worden sind, bevor sie die Gnade der Taufe haben erhalten konnten. Sie starben mit Christus, deshalb gilt für sie die Bluttaufe. Dies gilt auch für den Räuber, der zur Rechten Christi mit ihm zusammen gekreuzigt wurde und gestorben ist.

Auch wenn wir durch die Taufe eine neue Natur erhalten haben, verlieren wir die Freiheit des Willens nicht. So kann der Mensch nach der Taufe zwar sündigen, doch der Geist der Sohnschaft, den er bekommen hat, wird ihn bereuen lassen und ihn zu Gott führen, im Gegensatz zu den Ungetauften. Die Taufe bedeutet Reinigung und Vergebung aller Sünden und Heiligung des Menschen.

In jeder koptischen Kirche gibt es einen Raum mit dem Taufbecken. In sehr seltenen Ausnahmefällen könnte sie ausserhalb der Kirche gespendet werden. Jedes Kind kann getauft werden, ein Junge 40 Tage nach der Geburt und ein Mädchen nach 80 Tagen (Lev 12, 2-5 und Luk 2, 22). Wenn ein Kind in Todesgefahr ist, kann der Priester die Taufe auch schon am Tage der Geburt spenden: "Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen." (Joh 3,3)

Die Beschneidung (nur Jungen) deutet symbolisch die Taufe an. Deshalb verbietet sie die koptische Kirche nach der Taufe. Sie ist ein alter Brauch. Die Kopten wenden ihn heute noch an, jedoch nur aus hygienischen Gründen.

Vor der Taufspendung müssen Priester, Diakone, Eltern und Paten des Kindes mindestens neun Stunden fasten, das heisst, auf jegliches Essen und Trinken verzichten. Der Priester sagt zu Eltern und Paten: „sät gute Eigenschaften in eure Kinder, sät in sie Rechtschaffenheit und Gotteslob, Keuschheit, Gehorsam, Nächstenliebe und Reinheit, sät in sie Barmherzigkeit, Almosengeben, Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Geduld, Güte, Wahrhaftigkeit und jede gute Tat, die Gott gefällt. Dann werden eure Seelen und die Seelen eurer Kinder gerettet.“ - Gehet hin und machet alle Völker zu Jüngern und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes (Mt 28, 1).

 

Zurück

 

 

2) Die Myronsalbung (Firmung)

 

Das Wort „ Myron“ ist das altgriechische Wort für Öl. Die Könige und Priester im Alten Testament sind mit heiligem Öl gesalbt worden, deshalb wird es auch in der Kirche benutzt. Durch das Gebet bekommt dieses Öl eine besondere Kraft, durch die die Heiligung geschieht. Die Herabkunft des Heiligen Geistes in der ersten Kirche geschah durch die Handauflegung der Apostel. Als Ersatz dafür gebraucht die koptische Kirche die Myronsalbung.

Die Heilige Salbung wird in der koptischen Kirche unmittelbar nach der Taufe gespendet. Sie ist das zweite Mysterium, durch das der Heilige Geist auf den Getauften herabkommt. Bei der Taufe Jesu geschah dasselbe: "Der Heilige Geist kam auf ihn herab." (Mt. 3, 3-16)

Durch die heilige Salbung erlangt der Getaufte das allgemeine Priestertum der Gläubigen. Die Myronsalbung erfolgt nicht nur zur Bekräftigung der Taufe, sondern auch zur Segnung der Glieder und Gelenke des Leibes des Getauften und zur Segnung der Seele mit einem himmlischen, unlöschbaren Siegel. Wie die Kirchen und die Geräte für die Eucharistie mit heiligem Chrisam (Myron) geweiht werden, so wird der Mensch durch diese Salbung geweiht. Diese heilige Myronsalbung ist ein grosser Schutz gegen alle Werke des Satans, gegen seine Listen, gegen Magie und alle bösen Werke.

36 Körperteile und Gelenke des Getauften sollen mit dem heiligen Chrisam gesalbt werden. Jedes Mal zeichnet der Priester ein Kreuz: „nehmt hin den heiligen Geist“ (Joh. 20, 22). Über die Geistesgaben lesen wir: "Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Milde und Selbstbeherrschung; dem widerspricht das Gesetz nicht." (Galater 5, 22) Vergleiche auch 1.Korinther 12.

 

Zurück

3) Die heilige Eucharistie (Kommunion)

 

In diesem Sakrament empfangen die Kopten den gesegneten Leib des Herrn und trinken das kostbare Blut in der Form von Brot und Wein. Sie nennen dieses Sakrament die heilige Kommunion, das Herrenmahl, Leib und Blut Christi oder die Eucharistie. Christus hat dieses Sakrament zu einer ganz bestimmten Gelegenheit eingesetzt, in der Nacht, in der er sich selbst für das Leben der Welt hingegeben hat: "Nehmt hin und esset, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Das tut zu meinem Gedächtnis." (1. Kor 11 ,23-25) Der Heilige Geist verwandelt das Brot und den Wein in den Leib und das Blut des Herrn. In diesem Sakrament erhalten die Gläubigen ihre geistliche Speise und gleichzeitig Vergebung ihrer Sünden (Mt. 26, 27-28). Sie bleiben in Christus und Christus in ihnen (Joh 6, 56). Sie werden untereinander verbunden sowie auch mit den Heiligen, den Engeln und der ganzen himmlischen Heerschar. Sie erhalten auch ewiges Leben.

Priester und Bischöfe haben das Recht, dieses Sakrament zu zelebrieren. Alle, die getauft worden sind, haben das Recht, die heilige Kommunion zu empfangen. Jeder Christ sollte dies von Zeit zu Zeit tun.

Sechs Empfehlungen zum Empfang der heiligen Kommunion:

  1. Es wird empfohlen, vor der Kommunion zu beichten. Manchmal halten sich Gläubige wegen ihrer Sünden für unwürdig, die heilige Kommunion zu empfangen. Sie sollen mit dem Priester sprechen, denn er kann ihnen am besten raten, ihnen ihre Ängste nehmen und ihnen erlauben, die Kommunion zu empfangen.
  2. Vor der Kommunion sollen die Kopten die heilige Messe mitfeiern.
  3. Priester, Diakon und diejenigen Gläubigen, die an der Kommunion teilnehmen möchten, sollen vorher neun Stunden fasten (nicht essen, nicht trinken).
  4. Beim Empfang des Leibes des Herrn hält man ein kleines Tuch vor den Mund, damit kein Stück zu Boden fällt. Nach dem Empfang des Blutes trinkt der Gläubige einen Schluck Wasser, damit kein Rest des Leibes oder Blutes im Mund bleibt.
  5. Die Gläubigen, die kommuniziert haben, dürfen die Kirche nicht verlassen, bevor der Priester den letzten Segensgruss gegeben, jeden Gläubigen begrüsst und jedem ein Stück gesegneten Brotes gegeben hat.
  6. Während der Priester die heilige Kommunion austeilt, sollen die Gläubigen aus Verehrung gegenüber dem Leib und Blut des Herrn stehen bleiben.

Zurück

4) Das Sakrament der Busse

 

Gott hat Adam gefragt, ob er vom Baum der Erkenntnis gegessen hat. Gott wusste die Antwort, doch er wollte, dass Adam seine Schuld bekenne und Busse tue. Dieses Einsehen der Sünden nennt die Kirche Beichte. Grundformen der Beichte finden wir bereits im Evangelium:

  1. Der Mensch bekennt vor Gott seine Sünde wie der verlorene Sohn: Vater, ich habe mich versündigt gegen den Himmel und vor dir. (Lk 15, 18). Der Zöllner bekannte vor Gott seine Schuld und sagte Gott sei mir Sünder gnädig (Lk 18, 13).
  2. Es gibt auch ein Schuldbekenntnis der Person gegenüber, an der man schuldig geworden ist. Ziel dieser Art der Beichte ist die Versöhnung: Wenn du deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder. (Mt 5, 23-24).
  3. Der Mensch soll vor sich bekennen, dass er gesündigt hat. Diese Beichte ist die Grundlage aller anderen Formen der Beichte, da sie den Menschen zur echten Busse führt.
  4. Dem Priester ist Kraft seines Amtes die Macht gegeben, Sünden zu vergeben: Wahrlich ich sage euch: alles was ihr binden werdet auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und alles was ihr lösen werdet auf Erden, wird gelöst sein im Himmel (Mt 18, 18), und Aaron sprach zu Moses: Bitte, o Herr, lass uns doch nicht dafür büssen, dass wir so töricht gehandelt und gesündigt haben. In der Apostelgeschichte wird erzählt, dass viele, die gläubig wurden, kamen und bekannten, was sie getan hatten.

 

In der Beichte dürfen wir uns mit dem Priester aussprechen. Er kann uns auf Grund seiner Erfahrung behilflich sein, unsere Schuld richtig zu erkennen. Falls wir uns zu Unrecht einer Schuld anklagen und uns damit unnötig quälen, hat er klärende Worte. Darüber hinaus gibt er uns Ratschläge, wie wir unsere Mitmenschen unterstützen und den Armen helfen können, wie wir beten und wie wir fasten. Ausser den Lossprechungsworten spricht der Priester Worte zu uns, die uns segnen und Frieden bringen. Er ist der Stellvertreter Gottes auf Erden. Er kann uns den Weg zu echter Umkehr und Besserung weisen. Nach Erfahrung vieler Gläubiger ist die Beichte ein grosser Segen und führt zu Freude und Frieden. Sie ist Heilung für die Seele und auch für den Körper: Wer seine Sünden still verheimlicht, hat kein Glück, jedoch wer sie bekennt und aufgibt, findet Gnade. (Sprüche 28, 13).

Zurück

5) Das Sakrament der Krankensalbung

 

Die Krankensalbung ist ebenfalls ein Sakrament in der koptisch orthodoxen Kirche. In der heiligen Schrift steht über die Apostel geschrieben: ...und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund ... (Mk 5,13). Der Kranke oder seine Angehörigen laden den Priester ein. Der Kranke beichtet seine Sünden und bittet um die Krankensalbung. Es steht geschrieben: Ist jemand unter euch krank, dann rufe er die Ältesten (die Priester) der Gemeinde zu sich. Sie sollen für ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Ihr vertrauensvolles Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten. Wenn er Sünden hat, werden sie ihm vergeben werden (Jakobus 5, 14-15).

Die Krankensalbung ist nicht nur eine Heilung für den Körper, sondern auch für die Seele. Ein Christ, der seine Sünden nicht bereut und bekennt, ist seelisch und leiblich gefährdet, krank zu sein oder zu werden. Deshalb ist die Beichte vor der Krankensalbung von grosser Bedeutung. Ohne Beichte hat diese Salbung keine grosse Wirkung auf den Kranken.

Bevor wir zu irgendeinem Arzt gehen, bitten wir unseren himmlischen Vater um Heilung, die durch die Krankensalbung erlangt wird. Das Christentum sieht in der modernen Medizin die Hand Gottes, die den Menschen befähigt, Fortschritte auf dem Gebiet der Medizin machen zu können. Es gibt aber auch unheilbare Krankheiten. Gott, der in der Vergangenheit Wunder gewirkt hat, kann auch in der Gegenwart und in der Zukunft Wunder tun. Wir bitten Gott den Allmächtigen um Heilung von all unseren Krankheiten, um ihn weiter loben und preisen und ihm weiter dienen zu können als Christen, die den Weg zur Vollkommenheit gewählt haben. Wir danken ihm von ganzem Herzen für frühere Heilungen unserer Krankheiten und für all seine Güte. Wir bitten ihn darum, körperlich und seelisch gesund zu bleiben.

Nach dem koptischen Ritus enthält die Krankensalbung sieben Gebete. Bei jedem Gebet entzündet der Priester einen neuen Docht in einem mit Öl gefüllten Gefäss. Fast in jedem der sieben Gebete wird der Name des Kranken erwähnt sowie seine Tätigkeit in Kirche und Gesellschaft. Jedes Gebet enthält Lesungen aus der Heiligen Schrift, darunter ein Kapitel aus den vier Evangelien.

Zurück

6) Das Sakrament der Ehe

 

Das Sakrament der Ehe wird durch Bischöfe und Priester gespendet. Bräutigam und Braut werden dadurch genauso eins, wie Jesus Christus und die Kirche eins sind. Das Sakrament ist sehr wichtig, nicht nur für das Leben zweier Menschen; von ihm hängt auch das Leben der Familie, des Staates, der Kirche und des Reiches Gottes ab. Gott hat die Menschheit gesegnet und ihr gesagt: Seid fruchtbar und vermehret euch...: die Vermehrung der Menschen ist eigentlich eine Vermehrung der Kirche. Im Neuen Testament hat Christus selber dieses Sakrament gesegnet durch seine Anwesenheit bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa. Die alten Kirchenväter sagen, dass Jesus seine Jünger über dieses Sakrament unterwiesen hat während der vierzig Tage vor seiner Himmelfahrt.

Die beiden Partner sollen einander helfen in guten und in bösen Tagen. Gott hat eigentlich daran gedacht, dass es für einen Menschen nicht gut ist, allein zu sein. Der Mensch braucht, um seine Erfüllung zu finden, einen Partner. In der Ehe ist der Weg zu dieser persönlichen Erfüllung durch den Partner gegeben.

 

Die äusseren Merkmale der Eheschliessung:

  1. Die Erklärung von Braut und Bräutigam am Altar vor der ganzen Gemeinde, dass beide aus freiem Willen heiraten wollen. Die Partner versprechen einander, sich bis zum Ende ihrer Tage die Treue zu halten.
  2. Die Zeremonie wird von einem Priester gehalten, der um die Gnade Gottes für die beiden Brautleute bittet.
  3. Die beiden Brautleute werden mit Öl gesalbt. Die Salbung symbolisiert, dass die beiden vor Gott und den Menschen eins geworden sind.

Bedingungen für die Eheschliessung:

  1. beide Brautleute sollen Christen sein
  2. beide Brautleute sollen Mitglieder der Kirche sein
  3. es darf kein Ehehindernis bestehen
  4. jeder soll mit seinem Partner einverstanden sein. Der Wunsch der Eltern ist hier nicht massgebend. Der Priester soll beide Partner allein offen fragen, ob die Partnerwahl seine oder ihre eigene Entscheidung ist.

Seitdem die Ehe ein kirchliches Sakrament ist, muss sie in der Kirche geschlossen werden. Es ist Aufgabe des Priesters, seine Gemeinde zu lehren, dass jede Hochzeit in der Kirche gefeiert werden soll und dass die Kirche die Sakramentenspendung ausserhalb der Kirche nicht erlauben darf.

 

Folgende Regeln müssen eingehalten werden:

  1. Der Mann darf nur eine Frau haben und die Frau einen Mann.
  2. Falls einer von beiden stirbt, kann der andere Partner nochmals kirchlich heiraten.
  3. Die beiden können, so lang sie sich gegenseitig die Treue halten, nie getrennt von einander leben. Nur im Falle eines Ehebruchs besteht die Möglichkeit der Trennung.
  4. Im Matthäusevangelium fragten die Pharisäer Jesus: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen? Jesus antwortete: habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau erschaffen hat, und dass er gesagt hat: darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. (Mt 19, 3-6 ).

Aus der Ansprache des Priesters an die Brautleute während der kirchlichen Eheschliessung: „Nun, da ihr zu dieser geheiligten Zeit vor dem Allerheiligsten des Herrn der Heerscharen und vor seinem heiligen Altar in der Mitte der Gemeinde anwesend seid, werdet ihr in heiliger Ehe verbunden und vereint. Wir erinnern euch beide daran, dass unsere Vorfahren, die an Christus glaubten und heirateten, in der heiligen Ehe nach dem Grundsatz der Einehe verbunden wurden. Sie heirateten, um Kinder zu haben und um das göttliche Gebot zu erfüllen. So müsst ihr dem Schritt der Vorfahren folgen und euch gegenseitig in Liebe und Reinheit beistehen.“

Gebot an den Bräutigam: Gesegneter Sohn und geliebter Bruder, tue alles, was für deine Frau gut ist. Hab Mitgefühl mit ihr und bemühe dich, das zu tun, was ihr Herz erfreut...

Gebot an die Braut: Gesegnete Tochter und geliebte Schwester, erinnere dich immer an Sarah, die Abraham in Liebe gehorcht hat, denn beide wurden gesegnet. So empfange deinen Mann mit Freude und mit einem Lächeln, denn beides ist Zeichen des Königreiches Gottes...

Schlusssegen: Möge der Herr, der seine göttlichen Wunder bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa begonnen hat, euch in eurem Herzen, in eurem neuen Leben segnet und auch euer Haus. Er möge unsere Gebete annehmen und uns mit dem Himmel belohnen. Er möge unsere Sünden vergeben und uns von den Verlockungen des Teufels bewahren durch die Hilfe unserer heiligen Gottesmutter Maria, durch die Hilfe des heiligen Evangelisten und Märtyrers Markus und aller Heiligen … Vater unser….

Zurück

7) Das Sakrament der Priesterweihe

 

Die Sakramente sind eine Quelle der Gnade für die Seelen, sie sind Segnungen des Herrn Jesus Christus, der Oberhaupt aller Priester ist. Jede Gnade, Segnung, jedes Talent oder jede geistliche Autorität wird einem Menschen nur durch Jesus Christus geschenkt. Diese Segnungen und Gnaden werden in der Kirche durch die Diener Christi verteilt, denen er Vertrauen schenkt: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch ( Joh 20, 21).

Jesus Christus hat seinen Dienern versprochen: Ich bin mit euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Durch Gottes Ordnung werden die Diener auserwählt und empfangen den Heiligen Geist während des Gottesdienstes durch die Handauflegung eines Bischofs: das Sakrament der Priesterweihe. Der Beruf des Priesters bedeutet für einen Menschen eine grosse Ehre, denn der Priester hat eine Autorität, die keine menschliche Vernunft erfassen kann, nämlich Sünden zu vergeben und Brot und Wein in Leib und Blut Christi zu verwandeln und den Gläubigen zu geben. Manche haben dieses Sakrament als heiliges Werk bezeichnet, bei dem der Bischof seine Hand auf das Haupt des auserwählten Menschen legt und für ihn betet, dass die göttliche Gnade auf ihn kommen möge. Diese Gnade hilft ihm, seine priesterlichen Aufgaben zu erfüllen. Dieses Sakrament verleiht ihm auch die Autorität, die christlichen Dienste eines Priesters auszuüben.

 

7 Gründe, weshalb die Kirche Priester braucht:

  1. Unser Herr Jesus Christus hat 12 Apostel mit Namen auserwählt.
  2. Er gab ihnen die Macht und das Recht, die Völker zu lehren und ihnen die Sakramente zu spenden. Ihnen allein sagte er: tut dies zu meinem Gedächtnis (Lk 22,19).
  3. Nachdem er die 12 Apostel und die 70 Jünger ausgesandt und ihnen die Verkündigung des Evangeliums für die ganze Schöpfung anvertraut hatte, sagte er ihnen: ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt (Mt.28,20).
  4. Nach der Himmelfahrt unseres Erlösers versammelten sich die elf Apostel und baten Gott, einen zwölften Apostel zu bestimmen. Das Los fiel auf Matthias (Apg.1, 23-26).
  5. Die Apostel haben in der Kirche, die sie gegründet haben, Bischöfe und Diakone eingesetzt. Sie befahlen ihnen, Vertreter für sie zu sein (Apg.6, 4-6).
  6. Die Sprüche der Kirchenväter sind Zeugnis, dass es in der Zeit nach den Aposteln Bischöfe, Priester und Diakone gab.
  7. Auch die Geschichte beweist, dass die Kirche Hirten hatte.

Die Priesterweihe ist eine Berufung, die durch bestimmte Merkmale zu erkennen ist:

  1. Neigung für den Dienst, die direkt aus dem Herzen kommt. Diese Neigung ist ein Beweis für die seelische Bereitschaft, geistlichen Dienst zu tun.
  2. Die geistige und körperliche Eignung für den Dienst. Gott der Allmächtige ruft keinen, der zu diesem Dienst nicht fähig ist.
  3. Die Berufung zum Priester kommt auch aus der Gemeinde. Die Gemeindemitglieder nehmen die Eignung eines Menschen für das Priesteramt wahr. Sie schlagen ihn für dieses Amt vor, nachdem sie ihn auf die Probe gestellt haben.
  4. Die Kirche unterhält theologische Schulen, um die Kandidaten für das Priesteramt gut ausbilden zu können. Keine Handauflegung darf zu schnell zustande kommen, wie auch der Apostel Paulus geraten hat.

Zurück